Wie oft hab‘ ich diesen Satz gehört. Nach Not-Kaiserschnitt, allein im Krankenhaus, zehn Tage Neonatologie – aber Hauptsache, das Baby ist gesund! Wie geht es dir dabei, wenn du das liest?
Alles wurde anders als geplant
Solang ich mich erinnern kann, wollte ich immer schon meine Kinder zu Hause zur Welt bringen. Sie sollten mal sagen können „Ich bin in Pettenbach geboren worden.“ und nicht im Krankenhaus. Jedenfalls waren das meine Beweggründe als Teenager 😉
Später, als das Thema aktuell wurde, hatte eine Hausgeburt einfach viel mehr Vorteile als Nachteile – aber darauf komme ich in einem anderen Artikel zu sprechen! Nun, meine Hausgeburts-Hebamme ließ mich mitten in der Schwangerschaft im Stich und so kam ich als Alternative zum Geburtshaus. Auch damit konnte ich gut leben.
Leider machte mir meine beginnende Schwangerschaftsvergiftung einen Strich durch die Rechnung. Risikoschwangerschaften müssen nämlich im Krankenhaus betreut werden. Also kein Geburtshaus und im Krankenhaus nur Hebammen die ich nicht kannte. Tja, und schlussendlich wurde sogar noch aus der dann angedachten ambulanten Geburt ein Notkaiserschnitt.
Das ist meine Geburtsgeschichte (in Kurzversion). Wenn ich diese Geschichte erzähle, folgten viele dem ersten Impuls und sagten:
Hauptsache, dem Baby geht’s gut!
Meine Standardantwort darauf war damals, ja, du hast recht. Hauptsache gesund. Aber stimmt das? Für mich fühlte es sich nicht so an. Was war mit mir?
Was macht das mit mir?
Die Absicht hinter diesen Worten ist Trost. Vielleicht weiß die Person auch nicht, was sie sonst sagen könnte. Meine Reaktion darauf war immer bestätigend. Ja, natürlich ist es wichtig, dass nichts schlimmeres passiert ist. Ich bin unendlich dankbar, dass mein Kind das alles so toll überstanden hat. Aber in diesem Moment hätte ich etwas ganz anderes gebraucht. Nämlich Verständnis.
Diese Geburt war nicht schön, sie war sogar ziemlich schrecklich für mich. Ich war traurig, dass ich nicht die erste war, die mein Kind halten durfte. Ich war wütend, dass nichts so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte Angst, davor, dass das die Bindung zu meinem Kind beeinflussen würde. Ich schämte mich, dass diese Gefühle sich nur auf MICH bezogen. Obwohl ich doch froh sein sollte, dass es meinem Kind gut geht.
Alle diese Gefühle sind jedoch völlig in Ordnung! Ich hätte jemanden gebraucht, der mir das sagt.
Deine Gefühle sind ok!
Du musst nicht damit einverstanden sein, wie die Geburt deines Kindes abgelaufen ist. Du darfst enttäuscht, traurig oder wütend darüber sein. Meiner Erfahrung nach ist es gut, diese Gefühle auch zu kommunizieren. Sprich darüber – mit einer Vertrauensperson, dem Partner, der besten Freundin (vielleicht hat sie ja auch ähnliches erlebt / gefühlt). Schreib einen Brief an dich oder an dein Kind.
Beziehe auch gern dein Baby mit in deine Gespräche ein. Auch wenn du noch keine Antwort bekommst, Babys haben unglaublich feine Antennen für Gefühle. Auch Schuld ist hier immer ein großes Thema und darf auch angesprochen werden.
Was hat dir dabei geholfen, mit deiner Geburtserfahrung fertig zu werden? Hinterlass mir gern einen Kommentar!
Brauchst du Hilfe dabei, deine Geburt zu verarbeiten? Oder bekommst du aus deinem Umfeld kein Verständnis? Ich bin gerne für dich da.